Moin Ulrich,
zu Tipp 2:
Die Frage "Was habe ich gedacht?" stellt Joel Turner. Die ist aber rhetorisch und steht immer am Anfang seiner Kurse. Die allermeisten Schützen können die Frage nicht beantworten. Ich selbst fand die Frage auch ziemlich merkwürdig und hatte nicht den blassesten Schimmer, an was ich beim Schuss denke. Die Frage ist deshalb bei ihm rhetorisch, weil es unwichtig ist, was du bisher beim Schuss gedacht hast. Seine Methode basiert unter anderem auf einer strikten und voll konzentrierten Gedankenführung während des Schussablaufs. Diese Gedankenführung funktioniert durch ein immer gleiches "Mantra". Ich finde den Begriff wegen seiner religiös/ spirituellen Aufladung ein bisschen überzogen, habe aber auch keinen besseren. Vielleicht trifft "Verbalisierung" die Sache auch ganz gut. Neuralgische Punkte bzw. relevante Phasen der Bewegung werden mit immer der gleichen Selbstanweisung sprachlich begleitet, um die Konzentration aufrecht zu erhalten. "Draw back and aim!", wäre so eine Selbstanweisung zwischen Anheben und Ankern. Die kann aber für jeden Schützen individuell etwas verschieden sein, weil ja nicht alle Schützen auf Englisch schießen, oder weil die Bewegung von der Länge oder der Intensität andere Worte braucht, die treffender sind.
Im Idealfall beobachtet man also während des Schussablaufes sein Denken nicht besonders. Also nicht mehr, als man auch im Normalfall auf das achtet, was man spricht. Die gesprochenen Worte/ Gedanken (eher lautlos, weil sonst der Atemrhythmus flöten geht) sind das "Werkzeug" um die Konzentration auf die Bewegungsabläufe bei der Stange zu halten. Wenn man sein "Mantra" mit den Bewegungsabläufen in Einklang gebracht hat, "spricht" man irgendwann immer das gleiche beim Schießen. Auf die Frage "Was hast Du gedacht?", könntest Du dann antworten "Immer das selbe!" Nur wenn Du immer das selbe denkst, wird die Bewegung auch immer gleich sein. Joel Turner spricht in diesem Zusammenhang von einem "mental blueprint", einer mentalen Blaupause, nach der sich der Schütze in Gedanken, Worten und Handlungen richtet.
Ach ja, hört sich alles easy-peasy an. Ist es aber nicht. Man ist so verdammt schnell abgelenkt, schneller als man blinzeln kann.
Gruß Dirk