Ich habe das ein bisschen schlampig formuliert, sorry. Die ca. 25 cm spannende U-Gabel, auf der ich die Öhrchen mache, bildet das "Türmchenpaar" an einem Ende meines improvisierten Sehnengalgens. Am anderen Ende ist nur eine einzelne Gewindestange. Ich lege die Stränge nämlich nur an zwei Umlenkpunkten auf, nicht, wie bei einem käuflichen Sehnengalgen, an vieren. Beim Auflegen der Stränge von der Rolle verwende ich somit nur einen Ast der U-Gabel und die Gewindestange am anderen langen Ende meines Galgens, die beiden Umlenkpunkte bilden also jeweils die Mitte eines Öhrchens.
Nach dem Auflegen des Garns kommt die Sehne vom Galgen runter (noch ohne jede Bewicklung) und in diesem Zustand mindestens eine Nacht auf den Bogen zum Ausrichten der Stränge. Das rutscht nicht durch, in der Regel verändert sich die Länge der Sehne dadurch fast gar nicht. Danach mache ich auf dem Bogen direkt die MiWi. Anschließend nehme ich die Sehne wieder runter, spanne ein Ende auf der U-Gabel auf und wickle ein Öhrchen. Dann nehme ich diese Hälfte der Sehne runter und spanne sie wieder zwischen dem einen Ast der Gabel und der einzelnen Gewindestange am entgegengesetzten Ende des Sehnengalgens auf, so, dass die Mitte des Öhrchens und die MiWi sich exakt gegenüberstehen. Nun mache ich die Endenwicklung. Die kommt bei mir direkt aus der Öhrchenwicklung, d. h. ich schneide nach letzterer nicht ab, sondern wickle direkt weiter. Dabei mache ich den Anfang der Öhrchenwicklung grundsätzlich etwas länger als deren Ende, damit ich die Öhrchenwicklung noch ca. 1,5 cm weit überwickeln kann, bevor ich auf dem Sehnengarn weiterwickle. Danach dasselbe am anderen Ende der Sehne. Das ist aus meiner Sicht der qualitätsbestimmende Schritt, denn wenn dabei die MiWi nicht exakt mit der Endenwicklung fluchtet, haben bei der fertigen Sehne die Einzelstränge unterschiedliche Vorspannung bzw. hängen sogar durch. Das ist mir bei den ersten beiden Selbstbauten tatsächlich passiert und seitdem achte ich darauf. Natürlich kann man eine solche missglückte Sehne noch retten, wenn man die Endenwicklung wieder öffnet.
Da ich die Sehne nach dem Auflegen der Stränge auf jeden Fall vom Sehnengalgen abnehme, um sie auf dem Bogen vorzustrecken und die MiWi anzubringen - was ich wohl auch so machen würde, wenn ich einen gekauften Sehnengalgen hätte - lohnt sich für mich die Anschaffung nicht. Ich traue der Vorspannung nicht, die ich mit einem Sehnengalgen auf die Stränge bekäme. Insofern ist für mich ein Arbeitsablauf, bei dem die Sehne von Anfang bis Ende nur auf dem Galgen bleibt, gar nicht erstrebenswert. Zusätzliche Stränge in die Öhrchen mache ich nicht. Das obere Öhrchen hat aber einen Strang mehr, da ich den beiden Sehnengarnenden nach dem Auflegen des Garns etwas Überlänge belasse und sie erst hinter der Endenwicklung abschneide.
Nachtrag: Ich habe ein Foto von meinem Sehnengalgen gefunden. Die Stativklemme rechts im Bild (mit der einzelnen Gewindestange) befindet sich normalerweise auf dem zweiten Stahlrohr oben im Bild, zum Auflegen der Stränge werden beide Rohre über eine Aluhülse ineinandergesteckt. Für die Öhrchen- und die Endenwicklung brauche ich dann nur noch eines der beiden Rohre, so wie auf dem Foto abgebildet.