Das traditionelle Bogenschiessen gibt es nicht. Das Schiessen mit Bogen und Pfeil ist so alt und so weltumspannend, dass es schier unendlich viele Traditionen gibt, was den Bau der Bögen und Pfeile und das Schiessen damit betrifft. Es gibt in Japan die Tradition(en) überlange, asymmetrische Bögen aus zusammengesetzten Materialien zu bauen. Es gibt im weiteren asiatischen Raum die Tradition(en) kurze Bögen aus Horn und Sehnen zu bauen, es gibt in England die Tradition(en), lange Bögen aus einem Stück Holz zu bauen, es gibt, wohl ausgehend von den USA, die Tradition Composite-Bögen in Form von Semi Longbows und Recurvebows mit Glasfasern zu belegen. Und, und, und ... . Wissen wird weitergegeben, Wissen entwickelt sich weiter und Wissen geht mitunter auch verloren.
Eine markante Weiterentwicklung, die viele Gemüter der bis dahin bekannten und noch erhaltenen Traditionalisten der langen Geschichte erhitzte, war das Auftauchen der Compoundbögen. Es stehen sich nun allerlei einteilige, oder zu einteiligen zusammengeschraubte oder -gesteckte Bögen und mehr oder weniger komplexe ‘Maschinen’, bestehend aus vielen Einzelteilen, gegenüber.
Wer also soll platznehmen am Lagerfeuer. Die mit Bögen im herkömmlichen Sinne des Wortes Bogen oder die mit ‘Pfeilwurfmaschinen’? Oder beide? Mit der Weitergabe des Wissens für die Herstellung der letzteren, werden auch die Maschinen zu Tradition und sie entwickeln sich weiter in vielen ‘Subtraditionen’.