Bogenbauer: Styrian Archery in Graz, Österreich
Modell: Black Furious Recurve
Bogenlänge: 58“
Zuggewicht bei 28" Auszug: 35lbs
Preis (aktuell): ca. 1150€
Vorgeschichte:
Corona hinterlässt seine Spuren!
Wenn man es so sagen will auch bei mir, wobei ich glücklicherweise bisher kein Corona hatte, wirkt die Pandemie doch auch irgendwie auf die nicht Erkrankten ein. Bei mir in sofern, dass ich bei weitem nicht mehr so oft Bogenschieße bzw auf Parcours gehe/gehen konnte, wie zu vor-Corona-Zeiten.
Daher merkte ich jetzt im Spätwinter/Frühjahr, dass mir die 38-40lbs Zuggewicht bei weniger Training/Schießen einfach etwas zu viel sind. Daher schaute ich mich nach einem leichteren Bogen um. Nach 2 Versuchen in der Hybrid-Abteilung (u.a. nochmal ein Versuch mit einem Shrew) stieß ich beim Stöbern über den österreichischen Bogenbauer "Styrian Archery" bzw. Manfred Kaufmann. Vor einigen Jahren hatte ich mich schon mal bei ihm umgeschaut, und war von der Optik extrem vom "Black Furious" angetan. Leider fand ich damals nur sehr wenige Informationen im Netz über diesen Bogen. Damals wurde es dann ein Bogen des Bogenbauers Hermann Rutrecht. Letztes Jahr auf einer Messe schlenderte ich am Stand von Kone vorbei und da fiel mir der Arzan ins Auge, der mich von der Form sehr an den Black Furious erinnerte. Ein sehr schöner Bogen und von der Form sehr sehr ähnlich.
Als es nun jetzt im Februar auf die Suche nach einem schwächeren Bogen war, kam der Black Furious wieder ins Gedächtnis und somit nahm ich Kontakt mit Manfred Kaufmann auf.
Der Kontakt zum Bogenbauer:
Der Kontakt zum Bogenbauer erfolgte zu erst über Mail mit der Anfrage nach einem Testbogen. Irgendwo hatte ich gelesen, dass Manfred das ggf. anbietet. Das machen österreichische Bogenbauer wohl öfters. Auch Hermann Rutrecht verschickt ggf. Testbögen mit der Option, bei Gefallen den Bogen dann zu Behalten und zu zahlen, bzw bei einer Entscheidung gegen den Bogen, diesen wieder Zurückzusenden.
Manfred hatte nach seiner Aussage zwei Bögen zum Testen. Einen mit 48lbs (für mich absolut zu stark, schließlich wollte ich ja runter mit dem Zuggewicht) und einen mit 35lbs (passt dachte ich mir).
Wenige Tage später schrieb mir Manfred dann, dass der Test-Schütze sich für den Kauf des Testbogens entschieden hatte und somit leider kein passender Bogen für mich derzeit da sei. Ich bat ihn daher mich auf eine "Warteliste" zu setzen und mir Bescheid zu geben, wenn er wieder einen passenden Testbogen haben würde.
Ich machte mich also auf die Suche nach einem anderen Kandidaten.
Doch manchmal kommt es ja anders als man denkt.
So meldete sich Manfred erneut paar Tage später, und schrieb mir, dass sein Bogenbauer wieder neue Testbögen herstellen würde.
Und da ich ja Interesse an einem Testbogen bekundet hatte, würde er einen Bogen genau nach meinen Wünschen bauen und falls ich den dann nach dem Test behalten wollte, wäre er ja genau passend für mich und wenn ich mich dann nach dem Test gegen den Bogen entscheiden würde, könne ich ihn zurück schicken und der würde diesen dann als Testbogen für andere verwenden. Glaube nicht, dass dies das gängige Prozedere ist, fand ich aber extrem nett und cool von Manfred.
Alles weitere würde er gerne mit mir persönlich am Telefon besprechen. Also folgte ein informatives und aufschlussreiches Gespräch, wobei alles über Bogenlänge, Zuggewicht etc besprochen wurde.
Er schickte mir dann noch Bilder der verschiedenen Holzfarben zu und auch der möglichen Overlays.
Natürlich musste für mich ein "Black Furious" dunkel sein, aber es wurde dann kein komplettes Schwarz, sondern ein dunkles Holz, dass je nach Lichteinfall fast ins Dunkelgrün geht, und im Schatten eher ein ganz dunkles Grau, fast schon schwarz ist.
Overlay wurde dann in schwarz mit weiß entschieden und die Tips dazu passend.
Blieb noch das Thema Bogenlänge.
Mir war wichtig, dass der Bogen nicht zu stramm zu ziehen ist, so war ich gedanklich erst mal bei der mittleren Länge von 60".
Manfred riet mir dann aber für 3D und für meine Auszugslänge von ca. 27,5" zur 58"-Version. Hier vertraute ich dann auf die Erfahrung von Manfred und so sollte der "Testbogen" ein 58" Bogen mit 35lbs werden.
Herstellungsphase:
Als ungefähre Dauer bis zur Fertigstellung wurden 3-6 Monate genannte, da der Testbogen nicht vorrangig erstellt wurde, sondern nach dem Eingang.
Das hieß, der Bogen würde zwischen Mai und August fertig werden.
Anfang Juni war es dann soweit, dass Manfred mitteilte, dass der Bogen praktisch versandfertig ist und letzte Woche traf der Bogen dann bei mir ein.
Erste Eindrücke:
Beim ersten Auspacken fiel mir am "Black Furious" sofort auf, wie schlank die Wurfarme sind. Klar dachte ich mir, dass die Wurfarme bei einem schwächeren Bogen auch ggf. etwas schlanker sind, aber wie schlank sie beim "BF" sind, hat mich dann doch beeindruckt. Dort, wo die Tips sind, ist der Wurfarm gerade mal so breit wie mein Zeigefinger (siehe auch Bild). Bei meinem 37lbs Falkenholz Peregrin sind die deutlich dicker, fast schon im Vergleich bollig wirkend, genauso wie bei meinem gleichstarken Black Wolf.
Nächster Eyecatcher ist der Griff des "BF". Dieser ist mit dunklem Leder umgeben und ein schöner "styrischer Löwe" verziert das Leder.
Der Griff liegt angenehm in der Hand und das Shelf liegt sehr nahe am Handrücken (Vergleichbar mit dem Predator Hunter).
Das Bogenfenster ist 4mm über Mitte geschnitten.
Der Griff des Bogens findet sehr gezielt seine Position in der Hand und ich hatte fast das Gefühl einen direkt für meine Hand angepassten Griff am BF zu haben. Selten hat bei einem Bogen, bei dem ich bei der Herstellung nicht beim Bogenbauer zur Handanpassung war, so einen für mich passenden Griff gehabt.
Die Linien des Bogens gefallen mir extrem gut. Wie gesagt ist eine ähnliche Form auch bei Kones Arzan (und dem "Nachfolger" Arzan Evo) zu finden. Das Seitenprofil ist extrem stimmig (fand ich auch wieder auf der Messe in Eigeltingen, wo ich den Arzan öfters auf der Testwiese sah).
Ob die dunkle Farbe einem gefällt ist natürlich Geschmacksache (wobei es den Bogen auch in rot, blau, grün, braun etc zu bauen möglich ist), ich persönlich könnte mir aber keinen "Black Furious" in rot oder einer anderen "poppigen" Farbe vorstellen.
Erste Schüsse:
Zum Ausprobieren nahm ich meine Aurel Agil 700 aus dem Regal und war extrem begeistert, wie die erste Gruppe bereits aussah. Auf knapp 10m steckte ein Pfeil neben dem anderen. Der Bogen beschleunigt die Pfeile gefühlt extrem schnell. Das Abschussgeräusch ist bereits ohne Sehnendämpfer bei einer Standhöhe von 7,5" angenehm leise.
Der Auszug ist trotz der Kürze von 58" angenehm. Nicht wirklich weich, aber man hat nie das Gefühl, das es hart wird, sondern sehr gleichmäßig und man merkt bereits beim Ausziehen, das in diesem schlanken Bogen eine enorme Kraft aufgebaut wird.
Fazit:
Der Testbogen hat seinen Status als Testbogen bereits verloren und bei mir ein neues Zuhause gefunden.
Wer einen Black Furious mal schießen kann, sollte es unbedingt mal tun. Mich hat er sofort in seinen Bann gezogen und auch nach weiteren Runden im Garten bin ich absolut begeistert von diesem Stück österreichischer Bogenbaukunst.