Archers Campfire

Nockpunkt


Offline Langbogner

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 420
  • Üben hilft - und kompetente Freunde fragen!!
Vorab erst mal sorry falls das hier in der falschen Rubrik gelandet ist, aber ich war mir nicht sicher, wo es genau hingehört :unschuldig:

Angeregt und nachdenklich gemacht von Mescaleros Aussage bei "Schrödingers Leitfeder":"...dass sehr viele traditionelle Schützen mit zu tiefem NP schießen...", muß ich hier jetzt doch mal nachhaken, weil ich gerne lernen möchte.

Bisher habe ich meine Nockpunkte wie folgt ermittelt:

Ausgangsbasis war die doppelte Pfeilschafthöhe, danach über Distanzen zwischen 10 bis 20m damit jeweils 6 Pfeile geschossen und abhängig von der Stellung der Nocken im Ziel den Nockpunkt etwas nach oben oder unten korrigiert.
Ich habe den Nockpunkt  letztlich immer dann so gelassen, sobald die Nocken aller Pfeile im Ziel max. ca. ein bis eineinhalb Zoll über der Waagerechten lagen.

Frage: Ist das zu hoch?? Sollten die Pfeile möglichst exakt waagerecht im Ziel stecken? Oder ist mein bisheriges Verfahren so grundsätzlich ok?

Gruß Oli

Gruß Oli,

ein ehemaliger Langbogener
und aktueller Mohawk Hybridbogener.
Im Herzen aber ein ewiger Langbogener.


Offline ravenheart

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 366
Ich kann nur über Vollholzbogen sprechen, weil ich nur damit über ausreichende Erfahrung verfüge.

Dabei ist es so, dass sich die Leistungsfähigkeit der Wurfarme - auch im Verhältnis zueinander - aus verschiedenen Gründen verändern kann:
Alter und Benutzungshäufigkeit des Bogens, Zahl der Schüsse am jeweiligen Tag, Abstand zwischen den Schüssen am jeweiligen Tag, Luftfeuchtigkeit, Temperatur (bzw. Temperaturänderungen), und das ganze noch abhängig von der Holzart.

Daher kann es beim Holzbogen DEN Nockpunkt (NP) gar nicht geben.
Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, den NP nur noch als "Anhaltspunkt" zu sehen, und nicht als festen Punkt. Abhängig von den Rahmenbedingungen variiere ich, wo genau ich aufnocke.
Neuerdings bin ich sogar dazu übergegangen, anstelle eines AUF die Sehne angebrachten Nockpunktes nur an der ETWA richtigen Stelle auf 1 cm Länge die Farbe des Wickelgarnes zu ändern. So bin ich frei darin, wo innerhalb der Zweitfarbe, oder soger drüber bzw. drunter aufzunocken, je nachdem, was die Pfeile gerade am besten fliegen lässt.

Und ja, mein Ziel ist schon, dass sie waagerecht oder maximal LEICHT hochzeigend im Ziel stecken. (Je größer die Schussdistanz desto ballistischer die Flugbahn, womit zwangsweise eine absteigende Kurve beim Einschlag anliegt!)

Ausprobieren und Nachkorrigieren ist sicher der richtige Weg. Ein Bogen ist ein von vielen Faktoren beeinflusstes System, und selbst die Top-Bogen unterliegen bei der Produktion minimalen Schwankungen. Starre Regeln a la "xx mm über dem Rechtwinkel-Punkt zur Auflage" können gar nicht allgemeingültig sein, sondern dienen m.E. nur als 1. Ansatz!

Rabe
« Letzte Änderung: Februar 01, 2018, 04:05:00 Nachmittag von ravenheart »


Offline Langbogner

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 420
  • Üben hilft - und kompetente Freunde fragen!!
Hi Ravenheart!

zunächst vielen Dank für Deine Antwort :thankyou:

Das mit dem "1cm ETWA Nockpunkt" klingt extrem interessant! Wäre echt mal einen Versuch wert :klasse:
Ich stelle mir dabei nur die Frage, inwiefern, bzw. ob das mit dieser Methode auf Turnieren vom Reglement her gesehen problematisch werden kann.

Könntest Du mir noch verraten, auf welche ca. Distanz Deine Pfeile dann waagerecht oder maximal Leicht hochzeigend im Ziel stecken? Das würde mich echt interessieren als Anhaltspunkt.
Ach ja: Ich schieße 32 Zoll Holzpfeile mit 125gn Spitzen.

Gruß Oli
Gruß Oli,

ein ehemaliger Langbogener
und aktueller Mohawk Hybridbogener.
Im Herzen aber ein ewiger Langbogener.


Polaris

  • Gast
Ich schließe mich ravenheart an.... bei meinen Selfbows habe ich keinen festen Nockpunkt gesetzt... nicht mal eine Markierung... da ich über den Handrücken schieße und den o. g. Gründen... (das Holz eben arbeitet)... merke ich mir individuell die günstigste (Ein-) Nockerhöhung im Bezug zur Auflage des Pfeils...


Offline Langbogner

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 420
  • Üben hilft - und kompetente Freunde fragen!!
Ich merke schon: Ihr Selfbow-Schützen seid da nochmal in einer ganz anderen Welt (im absolut positiven Sinne gemeint!!).
Hatte bisher leider noch keine Gelegenheit mal einen solchen Bogen zu schiessen.
Würde mich ja schon sehr reizen :sabber:
Gruß Oli,

ein ehemaliger Langbogener
und aktueller Mohawk Hybridbogener.
Im Herzen aber ein ewiger Langbogener.


Offline Eiger2000

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 368
Ohne Nockpunkt kann man ganz gut klarkommen. Wenn ich eine neue Sehne einschiess bin ich immer wieder überrascht wie gut es doch auch ohne geht. Tatsächlich hab ich mir dann nicht nur einmal überlegt auf den NP zu verzichten, aber das tut man ja nicht ;)
Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.....


Offline rabu

  • Robin auf der Hut
  • *****
    • Beiträge: 526
Als ich vor gefühlten 100 Jahren meinen ersten (Leih)bogen im Fachgeschäft gemietet habe hat mir der Verkäfer gesagt:
"Nockpunkt, stell ich dir mal auf 8mm ein, das passt eigentlich immer bei Recurves!"

Und was soll ich sagen, recht hat er! Als Startpunkt nehme ich immer noch 8mm und dann stelle ich ihn genau ein, und damit manchmal noch 1-2 mm hoch.

.... und bei meinen Langbogen passt es auch....

Gruß
Ralf


Offline Burkhard

  • Wohnt am Lagerfeuer
  • *****
    • Beiträge: 840

   die etwas höhere einnocken dient doch auch dazu um den Pfeil leicht anzuheben damit er berührungsfrei die Pfeilauflage verlässt. bei mir ist das dann der Handrücken. ich schiesse ebenfalls nur noch meine Selfbows und nocke den Pfeil einfach etwas höher ein als er auf dem Handrücken aufliegt
I will fight no more forever

Chief Joseph Nez Percé-Indianer 1840 - 1904


Offline 66er

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 409
  • Stöcklestreuer
Ich liege bei meinen Langbögen zwischen 12 und 14 mm bei 11/32"-Pfeildurchmesser (5/16" Nocktaper).
Hatte bei erst jetzt bei meinem neuesten den Fall, dass der Pfeil bei 12 mm ritt. Bei 14 war dann Ruhe = perfekter Pfeilflug.
Viele Grüße
Andreas


Offline Langbogner

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 420
  • Üben hilft - und kompetente Freunde fragen!!
Vielen Dank Jungs für Eure Erfahrungen, Anregungen und Tipps! :thankyou:
Da gibt es jetzt doch einiges, was ich unbedingt mal ausprobieren muß, sobald dieses  :wtf: - Wetter im Land wo die Sonne nie scheint (Hessen) es zulässt :bang:

Bei euch Selfbow Schützen scheint es mir wohl so zu sein, dass Ihr Euch über die Jahre wohl ein "intuitiv richtig einnocken" antrainiert habt. Finde ich schon beeindruckend! :bow: :klasse:

Schießt jemand von Euch Langbogenschützen (egal ob Selfbow oder moderner Langbogen) auch Turniere ohne markierten Nockpunkt?

Mir fehlen da jetzt die historischen Grundkenntnisse: Wie haben das den die Bogenschützen des Mittelalters gehandhabt? Hatten die einen fest markierten Nockpunkt wie die meisten von uns heute oder handhabten die das eher wie unsere Selfbow Schützen??

Gruß Oli
Gruß Oli,

ein ehemaliger Langbogener
und aktueller Mohawk Hybridbogener.
Im Herzen aber ein ewiger Langbogener.


Offline 66er

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 409
  • Stöcklestreuer
Mir fehlen die historischen Grundlagen, bin aber auch gespannt auf Antworten.

Neben meinen glas- und carbonbelegten Langbögen besitze und schieße ich auch einen wunderbaren Osage-Selfbow (Danke Frank!).
Ich würde nie auf die Idee kommen, diesen ohne Nockpunkt und definiertem Pfeilauflagepunkt schießen zu wollen - MIR zu ungenau.
Viele Grüße
Andreas


Offline Langbogner

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 420
  • Üben hilft - und kompetente Freunde fragen!!
Ohne Nockpunkt kann man ganz gut klarkommen. Wenn ich eine neue Sehne einschiess bin ich immer wieder überrascht wie gut es doch auch ohne geht. Tatsächlich hab ich mir dann nicht nur einmal überlegt auf den NP zu verzichten, aber das tut man ja nicht ;)

Ich würde nie auf die Idee kommen, diesen ohne Nockpunkt und definiertem Pfeilauflagepunkt schießen zu wollen - MIR zu ungenau.

Also Ihr Beiden bringt das Spannungsfeld ziemlich gut auf den Punkt finde ich!
Ich frage mich grade für mich, ob das Setzen eines festen Nockpunktes nicht eher eine psychologische (und natürlich auch praktische) Hilfe ist, die aber nicht zwingend erforderlich ist, wenn man bereit ist dementsprechend Zeit in das Üben ohne einen fest markierten Punkt zu investieren.

Ich selber habe noch nie ohne geschossen und weiß nicht, ob ich ein solches Experiment nicht selber schon nach 5 Minuten frustriert abbrechen würde, weil ich nix mehr treffe und mir einfach die Geduld fehlt, mich da irgendwie bis zum Erfolg durchzubeißen.

Reizen würde mich ein ernsthafter Versuch aber trotzdem.
Gruß Oli,

ein ehemaliger Langbogener
und aktueller Mohawk Hybridbogener.
Im Herzen aber ein ewiger Langbogener.


Offline ravenheart

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 366

Könntest Du mir noch verraten, auf welche ca. Distanz Deine Pfeile dann waagerecht oder maximal Leicht hochzeigend im Ziel stecken? Das würde mich echt interessieren als Anhaltspunkt.

Das hängt natürlich etwas von den Verhältnissen und der Stärke des Bogens ab!
Außerdem habe ich es nie unter dem Gesichtspunkt "nachgemessen", kann also nur schätzen!

Auf Turnieren (nur 3D) benutze ich i.d.R. Bogen um die 55# Zuggewicht (ja, ich hab ein paar mehr zur Auswahl...  ;))

Ich schätze, dass damit bis ca. 35 - 40m (horizontal!) die Pfeile weitgehend gerade stecken. Da drüber wird dann die Flugbahn deutlich ballistisch und der Winkel wird immer steiler nach vorn geneigt. Ab ca. 50m ganz deutlich (Vollholzbogen ohne Backing).

Meine (Standard-)Bogen schaffen i.d.R. auch die 160m-Clout-Duistanz gerade so.
Dann stecken die Pfeile im 50 - 55°-Winkel zum Boden.

Rabe
« Letzte Änderung: Februar 02, 2018, 09:54:33 Vormittag von ravenheart »


Offline Langbogner

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 420
  • Üben hilft - und kompetente Freunde fragen!!
Mega! Danke für die Rückmeldung Rabe :thankyou:
Damit kann ich als Anhaltspunkt was anfangen!!
Gruß Oli,

ein ehemaliger Langbogener
und aktueller Mohawk Hybridbogener.
Im Herzen aber ein ewiger Langbogener.


testjan

  • Gast
Ohne NP zu schießen funktioniert relativ gut und ist auch relativ akkurat, das habe ich früher bei Holz- und Reiterbögen auch gemacht. Unser Auge ist erstaunlich präzise, außerdem bildet sich im Bereich des Nockpunktes nach kurzer Zeit eine sichtbare Stelle - Sehne wird fusselig oder zeigt Schabespuren oder die Farbe ändert sich.

Trotzdem bin ich irgendwann dazu übergegangen, mit festen Nockpunkt(begrenzern) zu schießen. Eine Variable weniger...