Es ist das Jahr 2021. Die beste Frau der Welt schießt mit mir seit über 15 Jahren Bogen auf Parcours und Turnieren. Von der Schießlinie auf die Scheibe, Training, rumprobieren, tunen – all das ist nicht ihr Ding. Und Bogen wechseln auch nicht, so schoss sie immer den gleichen Bogen, einen 64“ ILF Olympic, instinktiv, und das gut.
Wie oft hab ich ihr einen schicken trad. Recurve verpassen wollen, den man nicht auf- und abbauen muss, das war nämlich auch nicht wirklich ihr Ding. Nein danke, sie wollte ihren Bogen nicht wechseln.
Eines Tages haben wir auf einem Parcours einen trad. Recurve gesehen der dann doch ihr Interesse geweckt hat. Schöne Form, handlich, und optisch sehr individuell. Ja, mittlerweile konnte sie sich so einen Bogen vorstellen.
Auf der Website des Bogenbauers fanden wir viele kreative Bögen, sowie ein Angebot zu einem zweitägigen Bogenworkshop. Das wollte sie - ich sollte ihr einen solchen Bogen bauen zum Geburtstag. Der Bogenbauer ist Mind-Factor.
Nach wochenlangem Bitten, Überreden, Erpressen und Bedrohen hab ich mich dann endlich rumkriegen lassen … Ja ja, ihr habt’s euch schon gedacht, das ist gelogen, natürlich hab ich sofort zugeschlagen
Also Termin gemacht, Sonntagabend angereist, Montagmorgen in aller Frische losgelegt. Material auswählen, zuschneiden, entfetten, Kleber drauf, in die Vorrichtung packen, und ab in den Wärmekasten. Die Wartezeit bis das Teil durchgebacken war haben wir auf dem wunderschönen Parcours des örtlichen Clubs verbracht.
Leider war dann das Zuggewicht verfehlt, und die Arbeit musste wiederholt werden. Das zweite Backen lief über Nacht, und tags darauf wurde der Bogen schussfähig gemacht und auch Probe geschossen.
Alles andere hab ich dann zu Hause fertiggemacht:
Den Griff aber-sowas-von an die Hand der besten Frau der Welt anpassen. Bogenfenster auf Center bringen. Wurfarmbreite ausreizen. Ein wenig nachtillern. Tips perfektionieren, Sehnenkerbe finishen. Schleifen. Und feinschleifen. Und noch mehr schleifen. Hab ich schleifen schon erwähnt?
Ein Mammut-Elfenbein-Inlay für ein Scrimshaw wurde hergestellt sowie die dazu passende Tasche im Bogen eingearbeitet. Ein Motiv wurde entworfen, ein Drachen sollte es sein. Eine uns bekannte Scrimshaw-Künstlerin hat es dann perfekt umgesetzt.
Zum Schluss lackieren, zwischenschleifen, und nochmal lackieren, und die Woche war um, und der Bogen fertig.
Guido hat derweil eine passende Sehne dazu gezwirbelt.
Das Ergebnis:
- 58“ Mind-Factor Wuidara x Daniel x Mandy (Scrimshaw Künstlerin)
- 30# @28“
- Griff: getemperter Bambus + Maserbirke-Saraifo
- Wurfarme: Bambus + Glas + Leoparden-Saraifo
- 760 Gramm
- Sehne: etwas schnelles, hab‘s vergessen, und farblich passend, by Guido halt
- Pfeile: Penthalon Timberstick 800 (bloß keine Stricknadeln! war der Wunsch), 10,5 gpp, 18% FOC
Wie schießt er sich?
Er ist effizient, weil Auszugslänge und Bogenlänge gut zusammenpassen, und die Wurfarme hinten raus so schmal wie möglich sind. Er ist butterweich im Auszug, weil die Recurves weit aufgehen. Und obwohl er recht leicht ist, steht er ruhig und ausbalanciert im Schuss.
Ist es den Aufwand wert?
Für mich ja. Wenn man so einen Virus hat gehört es zur Therapie, einmal einen glasbelegten Bogen zu bauen. Und für die beste Frau der Welt lohnt es sich sowieso
So, das war‘s, nun noch ein paar Fotos.
Wer noch was wissen will, nur zu.