Archers Campfire

Erfahrungen mit parallelem Intuitiv- und Visierschießen

Gast · 8 · 1714

Daniel124

  • Gast
Hallo Community,

aus Spaß, aus Neugier, zur Horizonterweiterung und aus Spieltrieb hab ich mich, sonst eingefleischter Intuitiver, fürs winterliche Ligaschießen gemeldet.
Man schießt zu dritt in der Mannschaft, jeder 2 Pfeile, in zusammen max. 2 Minuten, in der Halle auf 18 Meter. In mehreren Durchgängen gegen mehrere Mannschaften, ein Punktesystem ergibt eine Rangliste.

Weil da fast alle mit Visier-Olymipic-Bögen schießen stelle ich gerade einen solchen Bogen dafür zusammen.

Nun bin ich natürlich gespant wie sich das mit den 20 Jahren intuitivem (3D) Schießen verträgt.
--> Ist jemand unter euch, der mit diesen beiden Disziplinen / Systemen - PARALLEL praktiziert - Erfahrungen hat?
--> Wie ergeht es euch damit?
--> Irgendwelche Tipps?

Grüße, Daniel




Moserfred

  • Gast
Ich selber schieße intuitiv, Blankbogen (mit Stringwalking) und gelegentlich Recurve.
Recurve und Blankbogen sind sich durchaus ähnlich. Wenn man da unterschiedliche Anker verwendet (z. B. Finger im Mundwinkel bei BB, Unterkinnanker bei Oly) kann man beim Wechsel schon mal durcheinanderkommen und man muss aufpassen, dass man nicht die falsche Technik für die gerade zu schießende Disziplin anwendet. Deshalb schieß ich Oly nur auf kurze Distanzen mit gleichem Anker wie bei BB.
Intuitiv ist dagegen völlig anders. Da hab ich noch nie was durcheinander gebracht. Ich schieße beim Blankbogentraining gerne nach einzelnen Durchgängen einige Passen intuitiv auf unser Pendel. Diese beiden Disziplinen sind (für mich) so unterschiedlich wie Trinken und Pinkeln - beide haben mit dem Flüssigkeitshaushalt des Körpers zu tun, aber verwechseln kann ich die nicht…

Das heißt aber auch: wenn Du jetzt mit einem harten Zielsystem beginnen willst, mache Dich darauf gefasst, dass Du vieles von Grund auf neu lernen musst.
« Letzte Änderung: September 30, 2022, 06:13:31 Nachmittag von Moserfred »


Daniel124

  • Gast
... Diese beiden Disziplinen sind (für mich) so unterschiedlich wie Trinken und Pinkeln - beide haben mit dem Flüssigkeitshaushalt des Körpers zu tun, aber verwechseln kann ich die nicht…
...

 ;D ;D ;D ;D  :yes: :yes:

Danke dir für deine Hinweise!


Offline stöckchenschubser

  • Feuerholznachleger
  • *****
    • Beiträge: 1329
  • Widerstand ist zwecklos.
Das geht sehr gut, weil es komplett unterschiedliche Zielsysteme sind.
Man muss sich nur darauf einlassen und das intuitive hinten anstellen.


Moserfred

  • Gast
Ich will nicht unerwähnt lassen, dass es aber durchaus Rückwirkungen vom Visierschießen auf das Intuitive Schießen geben kann.
Bei mir waren es u. a. folgende Punkte:
- Ich hab jetzt beim Intuitiven Schießen auch die hintere Schulter unten. Ist mir (auf Dauer) vorher nicht gelungen.
- Mein Ablass wurde sauberer, was leider zur Folge hatte, dass ich für meine Intuitivbögen die Pfeile neu abstimmen musste. Saubererer Ablass → weichere Pfeile (leider…)
- aus mir sich nicht erschließenden Gründen kann ich jetzt fliegenden Anker. Nicht nur das, ich kann sogar für jeden Schuss separat eine bewusste Entscheidung fällen, ob ich halte oder fliegenden Anker schieße. Letzteres ist wohl eine Folge des peniblen Step-by-step-Schussablaufs beim Visierschießen.
- die Haltung der Bogenhand wurde konstanter/kontrollierter. Das war mir früher einfach nicht wichtig genug, um daran zu arbeiten. Beim Visierschießen kommt man an der bewussten Kontrolle der Bogenhand aber kaum vorbei.

Der Wechsel zwischen den Disziplinen durchbricht bei mir für einige Zeit hartnäckige Targetpanik.

Vorteile beim Visierschießen durch das vorherige Intuitivschießen?
- eine Bogen- oder Fingerschlinge und den teils fummligen Umgang damit kann ich mir sparen. Sorgt immer wieder für Hingucker und komische Gesichter, wenn mein Oly elegant über den Zeigefinger rollt und als Krönung der Stabi-Extender in die Hand fällt…
- ich schieße intuitiv oft deutlich höhere Zuggewichte als BB/Oly, das heißt, Kraft in den nötigen Muskelgruppen ist ausreichend vorhanden. Der umgang mit dem Auszugswiderstand der Sehne ist auch schon „drin”. Ist immer wieder amysant, wenn ein Nur-Compounder (Fahrrad WA-konform auf knapp 60# eingestellt) versucht, einen 30-Pfünder Tradi im Anker zu halten  ;D
« Letzte Änderung: September 30, 2022, 08:30:10 Nachmittag von Moserfred »


Offline Landbub

  • Meister Feuerholznachleger
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    • Beiträge: 3338
Intuitiv funktioniert bei mir nicht mehr, weil ich sozusagen automatisch (oder intuitiv?) die Entfernung schätze und die Pfeilspitze dann entsprechend lege. Sprich, neben Compound habe ich Jahre lang Gap Shooting betrieben, inzwischen Blankbogen.
Es war für mich schlicht nicht möglich, die fürs Treffen wesentliche Information "Entfernung in Metern" auf Befehl nicht mehr zu ermitteln..
Abonniert bitte https://www.youtube.com/@ArcheryGirls
Das motiviert meine Jugendgruppe ganz enorm, hier weitere Videos zu produzieren.

Alles, was du zur Zniper Auflage wissen musst: https://www.youtube.com/watch?v=_5lzzgEn9L8


Moserfred

  • Gast
Ich will mal eine witzige Erfahrung mitteilen. Hat nicht direkt was mit der Eingangsfrage zu tun, ist vielleicht aber trotzdem hilfreich.
Bei meinen Versuchen mit dem Oly hat mich anfangs verunsichert, dass die Gruppen im Vergleich zum Blankbogen größer waren. Anfangs dachte ich, das gehört so, Blankbogen hab ich schließlich schon ausgiebig trainiert und Visier und Stabi-Zeug muss ich mich erst noch eingewöhnen.
Nur wurde es mit der Zeit nicht besser. An guten Tagen waren die Gruppen mit dem Oly etwa mit denen aus meinem Blankbogen vergleichbar.
Genervt hat mich eigentlich von Anfang an das Bogen-nach-Vorne-Gekippe und dass es gefühlt ewig dauert, bis sich der Bogen nach dem Heben und Ausziehen beruhigt um endlich auf exaktes Zielbild und Endauszug zu gehen. Und schon wackelt das Gelumpe wieder…
Hab dann mit den Stabis experimentiert. Verschiedene Gewichte, Dämpfer raus, mit und ohne Extender, alles brachte keine großartige Verbesserung.
Bis ich mal, einfach so zum Warmschießen, die Stabis noch nicht draufgeschraubt hab, quasi Blankbogen mit Visier. Der Visierpin lag plötzlich ruhig im Zielbild, keine Geduldsproben beim finalen Zielbildaufbau und Endauszug, die Gruppen auf einmal wow.
Oh, ein guter Tag, dachte ich und hab die Stabis draufgebaut. Selbe Sch*** wie gewohnt. Stabis wieder runter, alles wunderbar - ohne nerviges Bogengekippe.
Wenn sich der Erfolg also mit voll ausgestattetem Bogen nicht so recht einstellen will, probier es ruhig mal mit weniger oder ohne Stabis!


Daniel124

  • Gast
Hatte den Thread schon wieder vergessen ...

Also ich bin mit dieser Art zu Schießen überhaupt nicht warm geworden. Manchmal hatte ich sehr enge Gruppen, aber konnte den Ort dafür nicht sicher reproduzieren, sie waren bei jeder Passe woanders. Und dann hab ich plötzlich wieder die halbe Scheibe gebraucht. Nach einer Weile ging mir dann noch das Gewicht und die Unhandlichkeit auf die Nerven.
Nein, dachte ich mir, das tust du dir nicht mehr an, dann muss es eben intuitiv klappen. Da kommt dann halt nicht der absolute Highscore, aber ein verlässliches Ergebnis. "Wenn du 16 schießt ist alles gut" hat ein alter Hase in dieser Disziplin gesagt, und das sollte schon hinhauen. 18 Meter sind für einen Intuitiven ja die Butter-und-Brot-Distanz. Und so bring ich dem Dreier-Team auf jeden Fall einen Vorteil: Zeit.

Aber trotzdem vielen Dank für euren Support!

Jedenfalls hat sich meine Sicht auf die Olympic-Schützen gründlich geändert. Also in dem Sinn 'Alle Achtung, das musst du auch erstmal hinkriegen'.